Endwinterwort

Lass mich dir die Tempel der Zukunft zeigen

 

Wo der Menschheit Töchter und Söhne

 

Willig und selig sich verneigen

 

Vor des Zukunftsgottes Schöne.

 

 

 

O nicht auf dem Marterwege, nein auf dem Freudenwege durch selbstgeschaffene blumige Gärten voll Rosen und Nachtigallenlauben werden sie hingelangen auf diese Höhe, die Heiligen der jüngsten Tage. Auch nicht abwärts durch finstere Torwege, was sie auch sagen mögen, die Anhänger veralteter Lehren. – Aber wo sie hernehmen diese Freuden auf dem so dünn gesäeten und über dem noch von Unkraut überzogenen Freudenacker der Erde? Wie sie schaffen diese Gärten voll Rosen und Nachtigallenlauben auf der werktäglichen öden Halde der Seele! Ach freilich: Nicht dünn würden sie stehen diese Freuden, wenn der Mensch sie besser sehen könnte. Wenn seine Augen nicht blind, seine Sinne nicht abgestumpft wären, um das ungezählte Schöne um ihn her wahrzunehmen, er selbst nicht entsetzlich greisenhaft nüchtern, um jedem Schönheitsgebilde nicht den freudigen Huldigungsgruß entgegenbringen zu können:

 

 

 

Sei gegrüßt jedes Schönheitsbild,

 

Das entgegentritt mir im Gefild,

 

Denn es schafft in meinem Innern Einung;

 

Wandelt die Gedanken, oft so wild,

 

In verklärte Schwestern himmlisch mild;

 

Drum ist ewig meines Herzens Meinung:

 

Sei willkommen jede Lichterscheinung!

 

 

 

Und der Gedanke ließ mir nicht Ruhe noch Schlaf, ob ich nicht oder ein Anderer, gleichviel ob welcher, es nicht vermöchte ein Wegbereiter zu sein für den heiligen Geist der Schönheit in mir und außer mir, und die Brüder heranzuziehen zu seinem freudigen Dienste. Und ob ich nicht oder ein Anderer, gleichviel ob welcher, es nicht vermöchte mehr Helle zu verbreiten auf dieser Erde und die Brüder mit hinaufzuheben auf ungeahnte lichterfüllte Höhen. Und zuzubereiten ihr Inneres zu einer unvergleichlich seligen Heimstätte, auf dass ein Jeglicher fähig würde zu genießen unsagbare Wonne aus sich selbst, und vorüberzurollen Schönheitsgebilde um Schönheitsgebilde wie neue Welten aus der Freudenhalle seiner eigenen Seele:

 

 

 

Jenem Königsschlosse, jenem reichen,

 

Mög die Heimstatt deiner Seele gleichen,

 

Wo ob edlen stolzen Marmorhallen

 

Eine Kuppel aufstrebt, die kristallen;

 

 

 

Wo herein die goldne Sonnenhelle

 

Durch die Wölbung fällt in die Kapelle,

 

Und das Heiligtum des Innern lichtet,

 

Wo ein Schönheitsbildnis aufgerichtet.

 

 

 

Wo sie prangen ringsum an den Wänden,

 

Des Erbarmens liebliche Legenden;

 

Wandgemälde dir in allen Sälen

 

Deines Glaubens Heldentum erzählen.

 

 

 

Wo ringsum auf ungezählten Schalen

 

Goldne Früchte dir entgegen strahlen;

 

Ringsumher auf diesen Marmortischen

 

Freudenkelche stehn dich zu erfrischen.

 

 

 

Wo herauf aus deinen Schattengängen

 

Ewigkeiten mit den Wunderklängen

 

Nächteüber mit dir Antwort tauschen,

 

Fremder Zonen Düfte dich berauschen.

 

 

 

Hergeschwärmt so, wie das Volk der Bienen,

 

Alle Wonnen kommen dir zu dienen;

 

Aufgesammelt deine Freuden alle

 

Dich umstehn in deiner Königshalle.

 

 

 

So beschloss ich also, dies auf einfachste Weise mit etwas Simplem zu versuchen, und die Idee kam mir als ich aus dem Fenster in den verwilderten Garten blickte, den zu zähmen, doch nicht zu vergewaltigen mit der Strenge deutscher Schrebergärtner ich mir für dies Jahr vorgenommen hatte.

 

Sollte der geehrte Leser da und dort Unrichtigkeiten finden, so bitte ich ihn nachsichtig zu sein, denn ich der Verfasser bin nur ein armer, botanisch ungelehrter Stadtmensch.

 

 

 

Wolzow vom Wolfsfelsen

 

 

 

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