Dallas

Intrigen ohne Ende: 1978 startete die US-Seifenoper

Die Familie des texanischen Ölbarons J.R. Ewing im Strudel aus Macht, Habgier und Intrigen bewegte Millionen TV-Zuschauer. Was die Fans immer wieder bei der Stange hielt: die zuweilen kuriosen Ideen der Drehbuchautoren.

Diese Familie erobert 1978 die TV-Bildschirme

Fönfrisuren, üppiges Make-up, Schlaghosen und Schulterpolster, dazu der unvermeidliche Westernhut. Das ist der Look der Ewing-Familie aus Texas. Am 2. April 1978 startet die Serie "Dallas" im US-Fernsehen und gehört 357 Folgen lang zu den erfolgreichsten Fernsehformaten - bis heute. In Deutschland läuft "Dallas" ab Juni 1981 und wird auch hier zum Straßenfeger.

357 Folgen in 14 Staffeln, übersetzt in 67 Sprachen, 14 Jahre Laufzeit in den USA. Bis heute ist "Dallas" die erfolgreichste TV-Soap. Sie legt mit der ersten Folge, ausgestrahlt am 2. April 1978 einen Serienstart hin, in dem von Anfang an klar ist, wo es lang gehen soll. Eine Familie mit Leichen im Keller, eine alte Feindschaft zwischen zwei Rivalen und eine fette Intrige. Bereits in Folge 2 übertreffen sich die Figuren gegenseitig mit Erpressungen, eine erste Prügelei findet statt. Und das ist erst der Anfang. Im Lauf der 14 Staffeln tauchen immer wieder aus dem Nichts uneheliche Kinder oder totgeglaubte Personen auf, undenkbare Pärchensituationen erschließen sich, es wird fremdgegangen, intrigiert, gestorben, gemordet, gebeichtet, gehasst und geliebt.

Jock Ewing (Jim Davis) hat die Firma Ewing Oil 40 Jahre zuvor zusammen mit Digger Barnes gegründet. Den hat er allerdings übers Ohr gehauen. Seitdem sind sich die Familien Ewing und Barnes spinnefeind. Die Fehde wird vor allem von den Söhnen J.R. Ewing und Cliff Barnes ausgetragen. J.R.s Brüder Ray und Bobby (oben) versuchen stets, das Schlimmste zu verhindern.

J.R. Ewing - eine neue Dimension des Fieslings

Was den Dallas-Zuschauer und J.R. (Larry Hagman) von Anfang an verbindet, ist eine leidenschaftliche Hassliebe. Der texanische Ölmagnat schreckt vor nichts zurück, um seine Interessen durchzusetzen. Er hat zahlreiche Affären, macht dubiose Geschäfte, intrigiert. Nur Mord ist für ihn keine Option. Ein genialer Bösewicht, der auch charmant sein kann und das fieseste Lachen aller Zeiten besitzt.

Brüder und Ehefrauen

J.R.s Bruder Bobby (Patrick Duffy) ist der vermeintlich harmlose Gegenpart, der versucht, die Firma Ewing Oil als anständiger Geschäftsmann zu leiten. Trotzdem ist er knallhart. Während seine Ehe mit Pamela (Victoria Principal) meistens weitestgehend gut läuft, herrscht zwischen J.R. und Sue Ellen (Linda Gray) meistens Eiszeit. Als attraktive Deko ihres Mannes spielt Sue Ellen ihre Rolle dennoch tapfer.

Sue Ellen - die tragischste Figur

Sue Ellen ist Model und ehemalige Miss Texas. Nach ihrer Hochzeit mit J.R. ist Schluss mit der Karriere. Auf der Southfork-Ranch muss sie die Seitensprünge und Demütigungen ihres Gatten ertragen. Sie wünscht sich ein Kind, bekommt aber (zunächst) keines. Ihren Kummer ertränkt sie in Alkohol, was ihre Beziehung mit J.R. nicht besser macht. Auch als sie - Überraschung! - doch noch schwanger wird.

Der verlorene Sohn

Ray Krebbs (Steve Kanaly) ist eigentlich Vorarbeiter auf der Southfork-Ranch. Er macht jede Drecksarbeit für die Ewings. Später erfährt er, dass auch er ein unehelicher Sohn des Jock Ewing und damit ein Halbbruder von J.R. und Bobby ist.

Cliff Barnes kassiert Prügel

Der ewige Widersacher der Ewing-Familie ist Cliff Barnes (Ken Kercheval). Immer wieder geraten J.R. und er aneinander. Das kann auch schon mal bei feinen Gesellschaften passieren, wie etwa auf einer Hochzeitsfeier. Zu den zahlreichen pikanten Wendungen in der Serie gehört auch, dass J.R.s frustrierte Gattin Sue Ellen später ein Verhältnis mit Cliff hat.

Miss Ellie - die gute Seele der Familie

Die Mutter der Ewing-Brüder ist Eleanor, genannt "Miss Ellie". Sie versucht, die Familie zusammenzuhalten und muss auch schon mal schwere Entscheidungen treffen. Irritiert sind ihre Kinder, als sie nach Jocks Tod wieder heiratet. Noch irritierter sind die Zuschauer, als Darstellerin Barbara Bel Geddes in Staffel 8 gegen eine Kollegin ausgetauscht wird. In Staffel 9 ist sie nach Protesten zurück.

Pam

Pamela ist die Schwester von Cliff Barnes. Ausgerechnet sie ist die Ehefrau von Bobby. Was zu gewissen Spannungen bei den Ewings führt. Doch trotz allen Anfeindungen und Versuchen, die beiden auseinanderzubringen hält sich die Beziehung bis auf eine Unterbrechung. In Staffel 10 wird Pam bei einem Autounfall so schwer entstellt, dass sie die Scheidung einreicht und aus der Serie verschwindet.

Im Mittelpunkt steht John Ross "J.R." Ewing, der (meistens) das Ölimperium seiner Familie leitet. Er sorgt am Ende der dritten Staffel für einen der berühmtesten Cliffhanger der Fernsehgeschichte: Er wird niedergeschossen - Klappe - Staffelfinale.

 

In den folgenden Monaten wird die Frage "Wer schoss auf J.R.?" zum geflügelten Wort in den USA. Ein halbes Jahr später geht es weiter. Die erste Folge der neuen Staffel hat eine Einschaltquote von über 53 Prozent - Zuschauerrekord. Damit nicht genug.

 

Der größte Coup der Drehbuchschreiber findet Mitte der 1980er Jahre statt. Die Rolle des "guten" und seiner Frau Pamela (fast) stets treuen Bobby Ewing wird Machern und Zuschauern langsam zu langweilig. Auch Darsteller Patrick Duffy sucht gerade nach neuen Möglichkeiten. So lässt man den guten Bobby den Serientod sterben: Er stürzt sich vor ein Auto, um Pamela zu retten. Er stirbt in einer schier unerträglich langgezogenen Szene im Krankenhaus im Kreise seiner Familie. Klappe - Staffelfinale.

 

Die Geschichte nimmt ihren Lauf weiter, ohne Bobby. Pamela nimmt nach und nach seinen Platz ein, was Bobbys Bruder J.R. schwer missfällt. 16 Folgen lang werden die Ewings immer weiter von den üblichen dramatischen Ereignissen erschüttert. Bis eines Morgens Pamela aus ihrem Badezimmer ein plätscherndes Geräusch hört. Sie schaut nach und findet unter der Dusche ihren toten Gatten Bobby, der sie grinsend mit einem fröhlichen "Guten Morgen" begrüßt. Klappe - Staffelfinale.

Die Szene ist Kult (Patrick Duffy als Bobby Ewing)

Die Fernsehwelt steht Kopf - wo kommt diese äußerst lebendige Leiche plötzlich her? Ganz einfach. Patrick Duffys Karriere fluppt nicht richtig, die Einschaltquoten von "Dallas" gehen während der neunten Staffel zurück. J.R.-Darsteller Larry Hagman ist längst auch Produzent und sorgt dafür, dass Duffy zurückkommt. Um diese hanebüchene Geschichte glaubwürdig zu erzählen, hat man eine einfache Erklärung: Pamela hatte alles, was von Bobbys Tod an passiert ist, nur geträumt. Die Drehbuchschreiber des auftraggebenden Fernsehsenders CBS schrecken vor nichts zurück: Sämtliche Entwicklungen der vergangenen Staffel - und da sind die krassesten Dinge geschehen - haben einfach nicht stattgefunden. 

 

Bis heute gilt diese Duschszene aus Dallas als eine der groteskesten Wiederauferstehungen in einer Serie. Natürlich wird damals auf der ganzen Welt über die plumpe Rückführung Bobbys gelacht. Aber: Das Interesse der Zuschauer ist wieder da und "Dallas" bekommt noch fünf weitere Staffeln.

Die Oldies sind kaum gealtert: Der "Dallas"-Cast aus der alten und neuen Serie

Bis in die 2000er hinein wirkt der Erfolg von "Dallas" nach: 2012 läuft die Serie im Auftrag des US-Senders TNT wieder im Fernsehen. Mit vielen neuen Schauspielern - schließlich ist auch auf der Southfork-Ranch, dem Wohnsitz der Ewings, das Leben weitergegangen. Die Kinder von J.R., Bobby und ihrem Widersacher Cliff Barnes sitzen nun selbst an den Hebeln der Macht. Drei Jahre, drei Staffeln und immerhin auch 40 Folgen lang dreht sich die Geschichte weiter, unter anderem auch mit einigen Hauptdarstellern aus den 1980ern: Larry Hagman als J.R. (seine letzte Rolle, er starb im November 2012 und musste aus der Serie geschrieben werden), Patrick Duffy als Bobby und Linda Gray als Sue Ellen. Im Oktober 2014 gibt TNT bekannt, dass es keine weitere Episode von "Dallas" mehr geben wird.

 

Die Serie hat ihren Job gemacht: Der texanischen Metropole Dallas haftete bis zum Start der Soap der vermeintlich unauslöschliche Makel der Kennedy-Ermordung an. Seit aber das ölige Grinsen von J.R. Ewing über die Bildschirme huschte, begannen sich die TV-Zuschauer weltweit für diesen Ort zu interessieren. Das Gebäude der Southfork-Ranch wurde zum neuen Wahrzeichen der Stadt - wer nach Dallas kommt, besucht die Ranch: 300.000 Fans kommen jedes Jahr.

Neonschriftzug „Dallas“ im Museum der Southfork-Ranch