Sind wir bald wieder im Neandertal? – Auf dem Wolfsfelsen hoffentlich nicht..

Ich bin der Meinung (auch wenn es mir selber nicht gefällt), dass der Mensch keineswegs ein reines Geisteswesen ist, das unbefleckt auf die Welt kommt. Er ist vielmehr ein Wesen des Übergangs, welches das Erbe seiner Geschichte in sich trägt. Er ist Nachfahre des Neandertalers und noch viel früherer Lebensformen in der Kette der biologischen Evolution. Und er ist Vorfahre zukünftiger Lebensformen in einem Universum, das den weitaus größten Teil seiner Zeit noch vor sich hat. Das Erbe des Neandertalers siedelt im Stammhirn, das sich im Lauf der menschlichen Entwicklung kaum verändert hat. In ihm arbeiten Überlebensprogramme aus einer Zeit, als es zum guten Ton gehörte, Angehörige eines anderen Stamms mit der Keule zu erschlagen.

 

Erst die Beschreibung des heutigen Menschen als Übergangswesen gibt dessen Leben einen Sinn. Welchen Sinn, kann der Mensch nicht erkennen. Sicher erscheint mir nur, dass es hinter der Evolution, hinter der längst nicht beendeten Entwicklung des Menschen als deren höchster Form, ein Geheimnis geben muss, einen Plan. Dieses Rätsel nicht lösen, von der Wirklichkeit immer nur ein Abbild erahnen zu können erzürnt mich mehr als alle anderen Zumutungen, die das Leben für mich bereithielt und bereithält.

 

Manchmal beklage ich fast, in einer fast nur von den Geisteswissenschaften geprägten Gesellschaft zu leben.

 

Viele glauben ja nach wie vor, dass der Mensch als unbeschriebenes Blatt geboren werde und es allein auf die Erziehung und das soziale Umfeld ankomme, ob er sich vorteilhaft entwickle. Diese Überzeugung mag sich daraus nähren, dass sie den Zeitgenossen sympathischer erscheint als die Idee, mit jedem Säugling komme auch der Neandertaler wieder auf die Welt. So sehen sich die Menschen lieber als Geisteswesen, die sich abgekoppelt haben von der Biologie. Dabei hat diese (und die Medizin) längst bewiesen, dass schon im Embryo Programme ablaufen, ohne die der Säugling keine Sekunde überleben könnte. Gesellschaftliche Wirklichkeit betrachte ich stets als das Zusammenspiel einer kaum überschaubaren Zahl von biologischen, kulturellen, politischen Faktoren und Einflüssen. Zivilisation ist für mich wie für Stephen King eine zerbrechliche dünne Schicht über dem biologischen Erbe. Ein Produkt unentwegter Mühen, die Urantriebe des Neandertalers zu zügeln. Es ist nicht "biologistisch", auf der Tatsache ihrer Existenz zu beharren, sondern wirklichkeitsfremd und im Zweifelsfall gefährlich, ihr Wirken zu bestreiten. Zumal nicht allzu viel dazu gehört, um den Neandertaler in uns, um dessen einst überlebensnotwendige Verhaltensprogramme – Territorialität, Fremdenfeindlichkeit usw. – vom Zivilisationsdruck zu befreien. Das gelingt heute noch.

 

Ein Appell an den Neandertaler fast in Reinform – das war die Propaganda des Nationalsozialismus. Die Befreiung von den Zumutungen der Zivilisation empfanden die meisten Deutschen als Erlösung.

 

Die Nazis verstanden es besser als jede andere Partei und Bewegung, die Jugend für sich zu gewinnen. Die Historiker finden unter den Jugendlichen dieser Zeit bis heute nur wenige bunte Sprengsel in der braunen Flut (wie etwa die Weiße Rose oder die Edelweißpiraten).

 

Und wenn es in der heutigen reizüberfluteten Welt auch etwas schwerer ist bedient die AFD gekonnt dieselben modernisierten und angepassten Mechanismen.

 

So gut das die Warnung „Wehret den Anfängen“ längst von der Realität überholt und als zu spät eingestuft werden kann.

 

Es ist für mich erschreckend zu sehen, wie nicht nur durch deren Wirken die Saat von Dummheit und Ignoranz sich auf dem gesamten Planeten ausbreitet. Fast scheint mir die Menschheit marschiert fast geschlossen zurück in Richtung Neandertal.

 

Dieser Blog wurde einst aus verschiedensten Motiven gestartet, einer davon war ein Pfahl in einem Wall zu werden, der versucht diese Entwicklung zumindest ganz kurz aufzuhalten, mehr vermag er wohl auch nicht.

 

Umso verwerflicher, das er aufgrund meiner beruflichen Entwicklung bei AMAZON und der Betriebsrats-Geschichte sträflichst vernachlässigt wurde. Dies soll sich wieder ändern, wieder sollen hier mehr oder weniger regelmäßig meine Gedanken, manche Erlebnisse, Reflektionen usw. erscheinen. Und mit diesem Artikel ist der Neu-Anfang gemacht.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    NachtFee (Dienstag, 05 November 2019 10:52)

    Welch wahre Worte.
    Ich geh auf die Straße ... und schüttel den Kopf
    Ich bin mit dem Auto unterwegs ... und schüttel den Kopf
    Ich bin im Büro ... und schüttel den Kopf
    Ich schaue Nachrichten, Werbung .... und drehe ab ...
    Der Mensch ist wirklich in der Lage, nur 4 % seines Hirns dafür zu nutzen
    sich selbst das Leben und das anderer sehr schwer zu machen
    sich durch seinen Egoismus ins Abseits zu manövrieren
    und damit dem Universum den ausgestreckten Stinkefinger hinzuhalten,
    um durch die Natur, aus der er kommt, wieder vernichtet zu werden ....
    Der Mensch ist ein Fiasko für alles Lebende. Er schafft sich Gottheiten und bildet sich einen Glauben ein, macht eigene Gesetze und übersieht dabei, dass er sich in einer 100%igen Abhängigkeit zur einzigen Kraft dieser Erde befindet ..... DER NATUR ....
    Auf der Uhr der Natur sind wir in der Minute vor Zwölf auf der Bildfläche erschienen und wagen es, 59 Minuten zuvor in Frage zu stellen .... mehr Selbstüberschätzung geht nicht!!
    Wir brauchen die Natur .... die Natur braucht uns jedoch nicht!!!
    So ist meint Fazit: Back to the roods, zufrieden sein, was ich habe und ehre die Natur, sie allein lässt uns leben!!!