Die Nornen in der Edda:
Drei Schicksalsfrauen werden mit Namen genannt: Sie heißen Urd (Schicksal), Verdandi (das Werdende) und Skuld (Schuld; das, was sein soll). Ihre Namen gelten als nordische Entsprechungen
gängiger mittelalterlicher Vorstellungskonzepte der Zeit in Form von Personifikationen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Auch wenn ihre Namen jung sind, scheinen sie auf eine alte
germanische Vorstellung einer namenlosen Dreiheit von Schicksalsfrauen zurückzugehen.
UND: Man sollte sie nicht herausfordern! Dies musste ich bei der Anreise wieder erneut erfahren.

Meine Sorge war ja das, da wir per Sparpreis fuhren, also zuggebunden waren und daher zweimal umsteigen mussten, wir bei Verspätung einen Anschlusszug verpassen könnten oder, viel schlimmer, die Zeit dann nicht reichen würde, in Stralsund die Fähre rechtzeitig zu erreichen und dann erst mit der letzten in der Nacht auf der Insel anzukommen. Und das hätte katastrophal enden können, wie sich zeigte.

Als jedoch trotz einer Verspätung alles klappte und wir dann glücklich auf der Fähre saßen, machte ich eben jenen Fehler, die Nornen heraus zu fordern, in dem ich sagte, jetzt könne ja nichts mehr schief gehen. Und zuerst lief auch alles gut weiter: der Kaffee war erstaunlich gut für ein so kleines Bordrestaurant; wie vereinbart wartete am Hafen in NEUENDORF ein Handwagen auf uns für unser Gepäck; wir mieteten zwei Fahrräder, hängten den Wagen an meines und erreichten das Ferienhaus. Aber, was uns vorher schon ein wenig vorgewarnt hatte, da ich zwei Tage erfolglos versucht hatte, den von den Vermietern eingesetzten Verwalter wegen der Ankunftszeit anzurufen: Kein Verwalter, kein Schlüssel, kein Zahlencode für den Schlüsselkasten. Und alle Handyakkus so gut wie leer.

Was nun? Auf GOOGLE MAPS hatte ich glücklicherweise vorher die Festnetznummer recherchiert und so eine Adresse in NEUENDORF. Also radelte ich wieder zurück, fragte mich in einem Laden zum richtigen Haus und dort öffnete mir eine ältere Dame, die den Namen des Verwalters anscheinend noch nie gehört hatte! Doch sie war sehr hilfsbereit, telefonierte herum (zum Beispiel mit ihrer Tochter in der INFORMATION) und auf einmal wusste sie wen ich meine. Ja, doch, sie kenne ihn nur sein deutscher Name hatte ihr nichts gesagt, da sie ihn nur unter seinem polnischem Namen kenne, er hätte jetzt erst eine Insulanerin geheiratet, bis vor drei Wochen hier gewohnt, jetzt in einer Sozialwohnung in VITTE, und: "Wir sind froh, das wir ihn los sind!". Das weckte in mir schlimmste Befürchtungen.

Aber damit waren die Schicksalsgöttinnen offenbar befriedigt. Die Dame konnte mir nun nämlich mitteilen, das seine Frau in der HEIDEROSE arbeite, und selbst wenn sie jetzt nicht gerade Dienst hätte, würde man im Hotel doch ihre richtige, aktuelle Telefonnummer haben. Also radelte ich wieder zurück. Da ich völlig ausser Atem (wegen der Aufregung + schnelles Strampeln) war, übernahm es E., die bei allem bewundernswerterweise völlig ruhig blieb, hinüber zum Hotel zu gehen, traf die Frau auch an und kam wenig später mit dem richtigen Zahlencode wieder. Geschafft!

Natürlich führte mich an jenem Abend trotz einsetzender Dämmerung und leichter Erschöpfung mein erster Gang noch ans Meer (oder die GROSSE BADEWANNE, wie K. als Kind sagte). Und da war ich dann zum ersten Mal seit Monaten wieder richtig glücklich. Die Wolken türmtem sich ebenso wie die grauen Wellenberge, vom DORNBUSCH her grüßte der Leuchtturm, kein Mensch war mehr am Strand, es sah eher nach November als nach August aus, und in der Ferne glaubte ich ganz kurz Gerhard Hauptmann in seiner Mönchskutte am Strand entlang gehen zu sehen, seinem Sekretär ein Gedicht diktierend:
Hier, wo mein Haus
steht,
wehte einst niedriges Gras:
ums Herz Erinnerung weht,
wie ich dereinst
mit Freunden hier sass.
Wir waren zu drein,
vor Jahrtausenden mag es gewesen sein.
Es war einsam hier,
tief, tief!
So waren auch wir.
Verlassenheit über der Insel schlief.
Dann kam der Lärm,
ein buntes Geschwärm:
entbundener Geist,
verdorben, gestorben zuallermeist.
Und nun leben wir in fremdmächtiger Zeit,
verschlagen wiederum in Verlassenheit.
In meines Hauses stillem Raum
herrscht der Traum.
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M. & R. (Montag, 15 August 2016)
Liebe Inselurlauber, nach dieser bescherlichen Reise könnt Ihr Euch( wer auch die 2. Person sei,) zurücklehnen! Die gute Luft, schöne sowohl auch ruhige Stunden genießen !!! Die Einrichtung der Ferienwohnung trägt auch dazu bei ! Kurze liebe Grüße an die Ostsee vom Vater Rhein!
Wolzow vom Wolfsfelsen (Mittwoch, 17 August 2016 05:16)
Vielen Dank, machen wir! Mittlerweile sind wir ja zu viert im Haus..