Morgenrot 5

Es ist still und dunkel um mich. Die Nacht hat ihre Schatten geworfen über Deine Welt. Sie schreit und betet nach Licht. Eine Stimme ruft. Steig auf einen hohen Berg, und erhebe Deine Stimme mit Macht. Atme tief ein, die Luft der Höhe. Blick um dich. Spüre der Weite nach. Atme tief ein, bis deine Lungen gefüllt sind, bis die Enge in deinem Herzen weicht – aus dir.

 

Atme tief ein, bis deine Augen überlaufen, bis Jubel ausbricht aus dir. Dann steig herab, und bereite dem Herrn den Weg, und tröste – tröste mein Volk. Bis der Herr kommt.

 

Wann kommst du, Gott? Es ist so bitterkalt.

 

Ich höre die Schreie, schaue in deine Augen und spüre der Sehnsucht nach, die nach Geborgenheit schreit. Aber mein Gott. Tu mir den Gefallen: Komm unter anderem Namen in deine Welt zurück. Sei mir nicht böse, aber dein Name klingt verbraucht in unseren Tagen. Komm zurück, aber nicht aus dem Himmel, den uns die Welt vorschwindelt.

 

Weißt du, mein Gott. Die Welt schreit nach Licht. Aber sie erwartet dieses Licht im Grunde nicht mehr von dir. Weißt du, mein Gott. Die Welt schreit nach Frieden. Aber sie ruft dich nicht zur Hilfe. Weißt du, mein Gott. Unsere Herzen zerreißen sich in Sehnsucht nach Wärme. Aber nur wenige entdecken bei dir die Quelle des Lebens.

 

Weißt du, mein Gott. Leg dich wie Tau aus den Himmeln über uns. Schenke ein Kinderlachen in unsere erstarrte Hoffnung.

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