Morgenrot 2

In der Tat, meine geduldigen Freunde, ich will es Euch sagen, was ich da unten wollte, hier in dieser späten Erklärung, welche leicht hätte ein Nachruf, eine Leichenrede werden können: denn ich bin zurück gekommen und - ich bin davon gekommen.

Ich bin nicht zum Alleinsein bestimmt – doch war ich es die meiste Zeit meines Lebens. Es wurde bestimmt von Einsamkeit! Und wer denn mich beneidet, weil ich so auf „eignen Wegen“ gehen konnte, sollte bedenken, das sie es mit sich bringen, Niemandem zu begegnen. Niemand kommt, ihm dabei zu helfen; mit Allem, was ihm von Gefahr, Zufall, Bosheit, Armutsalltag und selbst schlechtem Wetter zustösst, muss er allein fertig werden. Er hat eben seinen Weg für sich - und, wie „schön“, seine Bitterkeit, seinen Verdruss an diesem "für sich": wozu es zum Beispiel gehört, zu wissen, dass selbst seine Freunde nicht erraten können, wo er ist, wohin er geht, dass sie sich bisweilen fragen werden "wie? geht er überhaupt? hat er noch - einen Weg?" -

In dieser neuen aktuellen akuten Krise unternahm ich Etwas, das nicht Jedermanns Sache sein dürfte: ich stieg in die Tiefe, ich bohrte in den Grund, ich begann ein altes Vertrauen zu untersuchen und anzugraben, auf dem wir Philosophen seit ein paar Jahrtausenden wie auf dem sichersten Grunde zu bauen pflegten, - immer wieder, obwohl jedes Gebäude bisher einstürzte ich begann unser Vertrauen zur Moral zu untergraben. Aber Ihr versteht mich nicht, oder?

Schon Ludwig II. sagte: „Ein Rätsel will ich bleiben für die Menschen…“

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Kommentare: 1
  • #1

    LaFayNuit (Dienstag, 17 November 2015 22:30)

    Wir sind verdammt, zu hören ... denn unsere Ohren schlafen nie.
    Wir sind verdammt, zu denken ... denn unser Gehirn schläft nie ...
    Wir sind verdammt, uns führen zu lassen ... denn unser Unterbewusstsein lässt uns nicht von seinen Ketten.
    So können wir tief bohren, alles untergraben, suchen, aufsteigen, abheben, fliegen, feststellen, aber niemals entkommen. Das Sein, die Seele, unvergänglich, lebt in dem Kind unseres Unterbewusstseins und wandelt im Licht ... hin zum Morgenrot