Sonntag, 7. Dezember 2008: Mittwinter und Jul

Man kann sich vorstellen, dass auf der Nordhalbkugel in der Mittwinterzeit die Spukgestalten Hochkonjunktur hatten. Das war noch bevor Wissenschaft und elektrischer Strom Einzug ins alltägliche Dasein fanden. Damals (und mancherorts auch heute noch) hielt man allerlei Riten ab, um die Sonne wieder ordentlich an den Himmel zu bringen. Man entzündete Feuer, setzte sich schröckliche Masken auf, um die üblen Geister zu vertreiben und beschwor die Erde, wieder grün zu werden. Aus diesen Zeiten stammen noch die heutigen Gebräuche in den Rauhnächten.

Natürlich versuchten die Nazis, die nordischen Gebräuche um Mittwinter als den eigentlichen Ursprung des Weihnachtsfestes zu definieren. Genauso, wie sie versuchten zu beweisen, dass die Erde hohl sei und wir in der Innenseite lebten. Das ist blanker Unsinn, der sich aber noch bis heute in den Köpfen auch nicht-nazistischer Leutchen verkapselt hat. Vorgänger des Weihnachtsfestes waren die römischen Saturnalien (Erntefeste, bei denen Kerzen angezündet und Geschenke verteilt wurden) und das ebenfalls römiosche Fest des "Sol Invictus", der unbesiegbaren Sonne, das auf den 25. Dezember fiel.

Als der Apostel Bonifatius im Jahre 754 in Friesland erschlagen wurde, feierte man in der römischen Welt schon seit mindestens 418 Jahren Weihnachten, indem der 25. Dezember als der geburtstag Christi veranschlagt wurde. Das Wort "Jul" iost in seinem Ursprung noch ungeklärt. Es bezeichnet im skandinavischen Sprachraum Weihnachten, aber auch ebenso im Finnischen, wobei beide Sprachen nicht miteinander verwandt sind. Der isländische Dichter Snorri Sturluson (1178-1241) schrieb, dass der Gott Odin (Wotan) drei Opfergelage im Jahr forderte, wovon eines das Jultrinken um die Mittwinterzeit gewesen wäre. Allerdings war Island zu Sturlusons Zeiten schon seit 200 Jahren christianisiert, was dem braunen Gedankengut, Weihnachten sei die Fortsetzung von Jul wieder einigen Treibstoff entzieht.

In früheren Zeiten wurde im Winter der Julblock (siehe Bild) ins Haus geholt, wo er mit Wein gesegnet, die ganzen Feiertage über brennen musste. Seine Asche galt als segensreich.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0