Sonntag, 21. Dezember 2008: Der Wode

Deutsche Sage

Den Woden haben viele Leute in den „Zwölften“ ziehen sehn. Er reitet einen großen Schimmel. Ein Jäger zu Fuß und vierundzwanzig wilde Hunde folgen ihm. Wo er durchzieht da stürzen die Zäune krachend zusammen, und der Weg ebnet sich vor ihm. Gegen Morgen aber richten sich die Gehege wieder auf. Manche Leute behaupten, sein Pferd habe nur drei Beine. Er reitet stets die gleichen Wege an den Türen der Häuser vorbei, und zwar so schnell, das ihm seine Hunde nicht immer folgen können. Man kann sie keuchen und heulen hören. Schon manchmal ist einer von ihnen liegen geblieben.

So fand ein Bauer einmal einen von Wodes Hunden in seinem Hof, wo er sich hingestreckt hatte, ständig heulend und schnaufend, bis ihn am folgenden Weihnachtsabend das Jahr darauf, der Wode ihn wieder mitnahm.

In dieser Nacht darf man keine Wäsche im Freien hängen lassen, denn die Hunde würden sie zerreißen. Alle Bewohner müssen still zu Hause bleiben. Lässt man Türen oder Fenster offen, so zieht der Wode hindurch und seine Hunde verzehren alles, was sich im Hause Genießbares vorfindet.

Einst war der Wode auch in das Haus eines armen Bauern geraten, und die Hunde hatten alles aufgezehrt. Der Arme jammerte und fragte den Wode, wer ihm den Schaden ersetze, den die Hunde angerichtet hatten. Wode antwortete, er werde alles bezahlen. Bald danach erschien er mit einem toten Hund und befahl dem Bauern, den Kadaver in den Schornstein zu werfen. Das tat der Bauer, da platzte der Balg und lauter blanke Goldstücke fielen heraus.

Wenn der Wode angebraust kommt, müssen die Unterirdischen flüchten, denn er will sie von der Erde vertilgen.

Ein alter Bauer brach einmal spät von Beidendorf auf und wollte nach Krumesse gehen. Plötzlich bemerkte er, wie die Unterirdischen hinter ihm her waren. Diese waren gar nicht ängstlich sondern riefen munter: „Heute kann er uns nichts anhaben, er soll uns nur in Ruhe lassen; er hat sich heute morgen noch nicht gewaschen!“

Als der Bauer ein Stück weiter gewandert war, begegnete ihm der Wode und fragte, was denn die Unterirdischen gerufen hätten. Der Bauer erwiderte, sie hätten gesagt, er habe sich heut morgen noch nicht gewaschen und könne ihnen deshalb nichts antun.

Da hielt der Wode sein Pferd an, stieg ab und wusch sich. Dann sprang er wieder auf sein Ros und jagte den Unterirdischen nach. Nicht lange danach sah der Bauer den Wode wieder zurück kommen. Er hatte die Unterirdischen an ihren langen Haaren zusammengebunden und an jeder Seite seines Pferdes mehrere von ihnen hängen. So unerbittlich verfolgte der Wode die Unterirdischen.

Heute jedoch sind sie alle verschwunden. Deshalb jagt der Wode nun nicht mehr auf der Erde, sondern in den Lüften.

 

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