
Sage von der Saar
In der Zeit, als die Ritter zum heiligen Grab und so in die Kreuzzüge wallfahrteten, lebten auf dem Schlosse Turkstein an der Saar, die mit ihrem hier hellen und klar strömenden Gewässer
durch eine wahrhaft eindrucksvoll dunkelnde Waldeinsamkeit zieht, ein solcher mit Namen Peter von Türkstein. Er ließ sechs oder sieben Töchter zurück, die zusammen mit einer Reihe von Genossinnen
aus den Nachbarburgen und so auch Töchtern von Lehnsmannen wohl erzogen und in allem unterrichtet waren, und so glaubte er, beruhigt ins heilige Land wandern zu können. Sie aber hatten mancherlei
Freier, waren stolz und eitel auf ihre Kenntnisse und Kunstfertigkeiten geworden und ließen sich gerne bewundern. Und das lange Fernsein des Burggebieters und die Milde der Mutter war dem allen
nicht von Vorteil.
Nun einmal kam Weihnachten heran und ein Sturm tobte um das Schloss, dass man keinen Hund hätte hinausjagen mögen. Selbst die alten Bäume des Forstes erzitterten und die Saar schäumte hoch auf.
Wie es aber gegen Mitternacht ging und das Schneeunwetter am wildesten tobte, klopfte es plötzlich mit drei wuchtigen Schlägen ans Burgtor. Da stand ein Ritter mit seinen Genossen und bat um
Einlass und Aufnahme, da er aus dem heiligen Lande zurückgekommen und jetzt vom Unwetter überrascht worden wäre.
Das wurde ihm auch gerne verwilligt, da man schon das Fernsein von Gästen außer den anwesenden Jugendgespielinnen bedauert hatte, die der wahre Teufelssturm vom Kommen abhalten musste, und er und
seine Begleiter wurden wohl mit allem versorgt und gelabt. Vom Weine aber angeregt, begann dann die Gesellschaft immer vergnügter zu werden, so dass keiner mehr daran dachte, in die Mitternachts-
und Weihnachtsmette zu gehen und sei es auch nur in die Schlosskapelle, in der eigentlich die frommen und kunstvollen Weihnachtshymnen der Burgfrauen erklingen sollten.
Die aber tanzten und johlten lieber mit den Besuchern um die Wette in die heilige Nacht hinein. Auf einmal aber, wie überall ringsum aus den kleinen Gebirgsdörfern der Saar schon das
Halbmesseläuten mahnend im Sturme selbst auf das Schloss herauf schallte, verwandelten sich plötzlich die Ritter, bekamen hässliche Fratzen, Pferdefüße und Schwänze und standen als wahre Teufel
grinsend da. Ein furchtbares Krachen hub an und das ganze Schloss versank mit Mann und Maus „und kään Stän und kään Bääm war mehr gesehn!“.
Nur mehr hie und da sieht man aber doch die Töchter und die Frau von dem Burgherren und Kreuzfahrer auf dem alten Platz geistern und wenn man sie erblickt, so kann man sicher sein, dass schlechte
Zeiten bevorstehen.
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