Mittwoch, 3. Dezember 2008: Alte, wunderliche Feste

Drei Donnerstage vor Weihnachten klopfen die Mägdelein und Knaben von Haus zu Haus durch die Stadt an die Türen an, die Zukunft der Geburt des Herrn verkündigend und den Einwohnern ein glückseliges Jahr wünschend. Danach empfangen sie von den Haussässigen Äpfel, Birnen, Nüsse und auch Pfennige zum Lohn.

Zu Weihnacht begehen sie die Kindheit Christi also: sie setzen eine Wiege auf den Altar, in die ein geschnitzt Kind gelegt ist, dieses wiegt eine große Menge der Stadtkinder. springen und tanzen uums Kind in einem Kreis, wobei die Alten zusehen. und singen viele seltsame Liedlein von einem neugeborn Kindlein. Sie halten diese Nacht so für heilig, daß etliche beredt sind, alle Brunnen werden diesen Augenblick, wo Christus geboren sei, auf diese Nacht zu Wein in einem Hui wieder zu Wasser. Etliche sagen, es schlagen alle Bäume dieser Nacht aus. Zur Zeit des neuen Jahres schicken sie einander Gaben, alt und jung, und mit gebotener Hand wünschen sie einandrer ein gutes, seliges neues Jahr.

Auch gehen in diesen Festzeiten die Knechte und leidgen Gesellen auf dem Lande herum durch die ganze Nacht vor den Häusern, auch an etlichen Orten in den Städten, und singen die Leute an mit großer Heuchelei, loben den Hausvater und sein Gesinde von Fuß auf und sammeln mit ihrem Heucheln viel Gclds. Etliche ziehen herum durch das Land mit einem Glocken, läuten und singen darein, an einem Gotteshaus sammelnd.

An der Heiligen Drei Könige Tag bäckt ein jeder Vater einen guten Lebkuchen, danach er vermag und ein Hausgesinde hat, groß und klein, und knetet einen Pfen- nig hinein. Danach schneidet er den Lebkuchen in viele Stücke und gibt jedem aus seinem Hausgesinde eins.

Christus, Maria und die Heiligen Drei Könige haben auch ihre Stücke da. Wem nun das Stück wird, darin der Pfennig ist, der wird von allen als ein König erkannt und dreimal mit Jubel in die Höhe gehoben. Er nimmt allemal eine Kreide in die Hand und macht ein Kreuz an die Dielen und Balken im Haus und in den Stuben, welche Kreuze gegen viel Unglück und Gespenster helfen sol- len. Es ist kein Haus, in dem man nicht in den zwölf Nächten zwischen Weihnacht und dem heiligen Dreikönigstag Weihrauch macht gegen alle Teufelsgespenster und Zauberei.

 

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