Mittwoch, 24. Dezember 2008: Die Sterntaler

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Ein Märchen der Gebrüder Grimm

Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und Mutter gestorben, und es war so arm, daß es kein Kämmerchen mehr hatte, darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr hatte, darin zu schlafen, und endlich gar nichts mehr als die Kleider auf dem Leib und ein Stückchen Brot in der Hand, das ihm ein mitleidiges Herz geschenkt hatte.

Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld. Da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach: "Ach, gib mir etwas zu essen, ich bin so hungrig."

Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte: "Gott segne dir's", und ging weiter. Da kam ein Kind, das jammerte und sprach: "Es friert mich so an meinem Kopfe, schenk mir etwas, womit ich ihn bedecken kann." Da tat es seine Mütze ab und gab sie ihm.

Und als es noch eine Weile gegangen war, kam wieder ein Kind und hatte kein Leibchen an und fror: da gab es ihm seins; und noch weiter, da bat eins um ein Röcklein, das gab es auch von sich hin.

Endlich gelangte es in einen Wald, und es war schon dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemdlein, und das fromme Mädchen dachte: "Es ist dunkle Nacht, da sieht dich niemand, du kannst wohl dein Hemd weggeben", und zog das Hemd ab und gab es auch noch hin.

Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel, und waren lauter blanke Taler; und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues an, und das war vom allerfeinsten Linnen. Da sammelte es sich die Taler hinein und war reich für sein Lebtag.

 

Eintrag von Black Dragon, 2 Tage später

Die Sterntaler

Nun, kleine Waise, mehr als die Kleider
hast du nicht mehr, in die Welt geh hinein!
Hier ein Stück Brot noch, nun geh weiter.
Du bist nicht allein.

Hungrig der Wanderer, zähl nicht
dein Brot, nimm es einfach und gib.
Und frierend die Kinder, drum wähl nicht
unter den Kleidern, hast sie doch lieb.

Gibst du weg dein letztes Kleid,
sagst: Dunkel, wer soll mich schon sehen?
Dann weißt du, es ist nicht mehr weit,
die Nacht wirst du nicht überstehen.

Allein und bloß unter Sternen,
atme nun, Schritt setz vor Schritt.
Über dir die strahlenden Fernen,
die wandern mit.

 

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