Freitag, 12. Dezember 2008: Leben und Wirken des Paracelsus

Es ist wichtig, auf die richtige Dosis zu achten. Sonst schadet die Medizin, anstatt zu helfen. Der Erste, der das formuliert hat, war der mittelalterliche Mediziner Paracelsus, geboren im November 1493. Er soll gesagt haben: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“

Wie weit war die Medizin im Mittelalter?


Zu Lebzeiten von Paracelsus (eigentlich: Theophrastus Bombastus von Hohenheim) praktizierten die Ärzte noch nach der so genannten Viersäftelehre des griechischen Mediziners Galen (um 129–199 n. Chr.). Danach produzieren Organe die Säfte Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle. Sind die Säfte im Gleichgewicht, ist der Mensch gesund.

Für Paracelsus war dieser Glaube unverständlich und veraltet. Seinen Kollegen warf er vor, ihr Wissen ausschließlich aus jahrhundertealten Büchern zu beziehen und weltfremd zu sein. Auch mit seinem Namen provozierte er: Er gab ihn sich wahrscheinlich, weil er sich von dem römischen Mediziner Celsus (um 25 v. Chr.–um 50 n. Chr.) abheben wollte. Paracelsus heißt übersetzt so viel wie „über Celsus stehend“.

Revolutionäre medizinische Methoden

Alchemie, Astrologie, Mystik und Erfahrung sind die wesentlichen Bestandteile der Lehre des Paracelsus. Für ihn waren die Beobachtung und das naturwissenschaftliche Experiment der Schlüssel zur erfolgreichen Behandlung eines Patienten. So war er beispielsweise der Erste, der erkannte, dass die Lungenkrankheiten von Bergarbeitern mit den giftigen Dämpfen zusammenhingen, die diese tagtäglich einatmeten. Er war der Ansicht, dass zum Körper mehr gehöre als das, was wir Menschen normalerweise sehen und wahrnehmen: Der Rest des Körpers sei für die meisten Menschen unsichtbar. Daher sei es notwendig, das große Ganze zu betrachten, um eine Krankheit diagnostizieren und einen Menschen heilen zu können.

Warum ist der Mensch krank?

Nach der Lehre des Paracelsus gibt es 5 Einflüsse, die Krankheiten hervorrufen können: der Einfluss der Geister, der Gestirne, der Einfluss Gottes, Gift und die Verfassung eines Menschen. Wer eine Diagnose stellen wolle, müsse alle 5 Einflüsse berücksichtigen, so Paracelsus. Bahnbrechend war auch, dass Paracelsus die chemische Heilkunst einführte, die so genannte Iatrochemie (iatros ist Griechisch und bedeutet „Arzt, Heilkundiger“). So verwendete er beispielsweise das giftige Arsen und Zink als Heilmittel. Darüber hinaus behandelte er seine Patienten auch mit Heilpflanzen.
Paracelsus war zwar ein Erneuerer auf seinem Gebiet, aber seine mystischen und esoterischen Vorstellungen machten ihn auch zu einem Sonderling, den viele nicht verstanden. Dazu trug jedoch auch einiges mehr bei. Zeitgenossen von ihm berichteten, Paracelsus sei ständig betrunken und kaum 2 Stunden am Stück nüchtern gewesen. Er habe sich mitsamt seinen Kleidern und Stiefeln zum Schlafen gelegt. Nach ein paar Stunden Ruhe habe er dann wieder eifrig weitergearbeitet. Weitere Geschichten ranken sich um ihn: Ein Tier soll ihm die Hoden abgefressen und ihn damit entmannt haben. Oder seinen Tod hätten Neider durch Gift verursacht, und er habe sich mit einem magischen Zauber gerächt.

Paracelsus’ Leben


Paracelsus kam als Theophrastus Bombastus von Hohenheim in der heutigen Schweiz zur Welt. Schon sein Vater arbeitete als Arzt. Paracelsus begann schon mit 16 Jahren in Basel Medizin zu studieren. Im italienischen Ferrara erlangte er 1516 die Doktorwürde. Dann begab er sich als Wundarzt in Europa auf Wanderschaft.

Im Jahre 1527 übernahm er das Amt des Basler Stadtarztes. Paracelsus wurde außerdem Professor für Medizin an der Basler Universität. Auch hier schockierte er. Denn er wagte es, seine Vorlesungen auf Deutsch und nicht auf Latein zu halten. Dies war damals absolut ungewöhnlich.

Auch sonst hatte Paracelsus trotz seiner Heilerfolge nicht nur Anhänger. Von Unverständnis bis hin zu gefährlichen Drohungen reichten die Reaktionen. Im Jahr 1528 verließ er Basel wieder. Der Grund: Ihm stand ein Gerichtsverfahren bevor, von dem er wusste, dass er es nicht gewinnen würde.

Weitere Jahre der Wanderschaft folgten, bis er sich schließlich 1541 in Straßburg niederließ, wo er im selben Jahr starb. Die Todesursache ist bis heute unklar. Seine zahlreichen Schriften wurden zum Großteil erst nach seinem Tod veröffentlicht.

 

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