Zwölf Jahre hat Samuel Gordon seine Familie gemieden. Man hielt ihn auf Grund seines Schweigens bereits für tot. Jetzt kehrt Samuel nach Schloss Black Mirror zurück. Zunächst um seinen Großvater
William die letzte Ehre zu erweisen, doch schon kurz nach der Ankunft erscheint der Selbstmord des alten Mannes wie Mord.
Samuel beginnt zu recherchieren, trägt Fakten, alte Legenden und Gerüchte zusammen. Könnte der alte Familien-Fluch schuld sein? Immerhin wurde das Schloss auf Blut gebaut. Vielleicht sind es doch
Erbstreitigkeiten oder ein gewöhnlicher Erpresser treibt sein Unwesen? Bis die Unschuld bewiesen ist, sind alle Anwesenden im Schloss verdächtig. Gärtner, Butler, Freund der Familie oder Onkel,
sie alle haben ein kleines Geheimnis zu verbergen. Selbst Samuel hat dunkle Seiten. Vor zwölf Jahren kam seine Frau bei einem Schloss-Brand ums Leben - trägt er die Schuld daran, oder sind es nur
Albträume, die ihn quälen? Durch gründliche Nachforschungen gelingt es dem zerrissenen Hobby-Detektiv, ein schreckliches Geheimnis zu lüften.
Die Hintergrundgeschichte ergibt einen handfesten Krimi. Raffiniert werden Personen zu Verdächtigen, oder das Spiel baut gezielt Sympathien auf. Zunächst scheint es fraglich, was ein
ballspielender Lausbub mit der Geschichte zu tun hat. Später enthüllt es sich....
Für den gebrochenen Helden gilt fast das Gegenteil. Er wird undurchschaubarer, verliert manchmal die Beherrschung, schikaniert die Dienerschaft und kann in Gesprächen sehr unangenehm
werden.
Die sorgfältige Gestaltung setzt die Hintergrund-Grafik fort. Trotz niedriger Hardware-Anforderungen ist die 2D-Grafik ausgesprochen schön ausgefallen. Die Inneneinrichtungen der alten Schlösser
sind detailliert und gediegen stilvoll gestaltet.
Für die Figuren gilt das leider nicht. Die Personen fielen etwas schlicht aus. Immerhin gehen sie ihrem Tagesablauf nach, der Spieler trifft sie je nach Spielverlauf bei unterschiedlichen
Tätigkeiten an. Die Außenbezirke gibt es in zwei verschiedenen Wetterlagen zu sehen. In der Gegend rund um Schloss Black Mirror scheint zunächst die Sonne, dann gießt es aus vollem Himmel; in den
baufälligen Flügel des Schlosses regnet es dabei durchs Fenster. In Wales ermittelt Samuel erst bei Tag, anschließend im nächtlichen Szenario.
Für ein Adventure hat "Black Mirror - der dunkle Spiegel der Seele" eine lange Spielzeit von 25 - 30 Stunden. Insgesamt 120 Räume gilt es zu erforschen, 23 Personen zu treffen und 100 Gegenstände
zu untersuchen, und das in sechs Kapiteln. Dank der durchdachten Steuerung (Point-and-Click) geht das gut von der Hand. Gefundene Gegenstände kann der Spieler im Inventar untersuchen; der
Rechtsklick führt bisweilen zu anderen Handlungen als der Linksklick der Maus. Gereist wird per Landkarte, die Samuel per Klick an die unterschiedlichen Orte bringt, sobald man sie im Spiel
gefunden hat.
Die Rätsel reichen von einfachen Suchaufgaben bis hin zur Denksportaufgabe. Samuel muss oftmals nur einen benötigten Schlüssel finden, den richtigen Zeitpunkt abpassen, Detailwissen kombinieren
und immer wieder fragen, fragen, fragen.
Der Spieler sollte altmodische Tugenden schätzen: gerne zuhören und nachdenken. Für die knackigen Rätsel muss man schon mal im Lexikon nachschlagen oder Papier und Bleistift nutzen. Denn wer hat
schon die genaue Reihenfolge des Tierkreises im Hinterkopf oder weiß auswendig, welcher Planet auf welcher Umlaufbahn um die Sonne kreist? Sind die Rätsel geknackt, ist die Lösung stets logisch.
Man muss nur darauf kommen ... Wenig berauschend ist das unvermeidliche Schiebepuzzle, bei dem Kästchen in einem Rahmen verschoben werden.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Tatsache, dass Samuel manche Gegenstände erst aufnimmt, sobald sie für die Lösung des Rätsels gebraucht werden. Die Handlung schweift wiederholt ab und der rote
Faden ist schwer zu finden. Zum Beispiel kann ein fast beiläufiges Gespräch einen neuen Ort auf der Landkarte freischalten. Da Samuel Orte solange nicht verlässt, bis alle Rätsel gelöst sind,
entfällt überflüssiges Abgrasen. Zudem gefällt auch, dass benutzte Gegenstände entweder aus dem Inventar verschwinden oder im Lauf des Spiels verloren gehen.
Die professionellen Sprecher machen "Black Mirror - der dunkle Spiegel der Seele" auch zu einem akustischen Genuss. Bekannte Schauspieler und Synchronsprecher leihen den Charakteren ihre Stimme.
Samuel wird von David Nathan, der deutschen Stimme von Johnny Depp, gesprochen. Selbst der Inhalt von Büchern wurde vertont. Genaues Zuhören macht Sinn, denn in den Gesprächen verstecken sich
wiederholt Hinweise. Die orchestrale Musik unterstreicht die gruselige Atmosphäre sehr gut. Statt Dauerberieselung gibt es pointierte Untermalung.
Fazit
Die sehr dichte Atmosphäre, schöne Hintergrundgrafiken, professionelle Sprecher und logische Rätsel machen das Spiel für Genre-Fans zum Muss. Spieltipp für besondere Dichte!
Und was für ein Ende....
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