
Eine alte Legende
Als Gott die Welt erschaffen hatte, gab er auch allen Dingen eine wunderschöne Farbe. Er ging damit verschwenderisch um, denn er wollte, dass die Schöpfung so bunt wie nur möglich sei.
Als er aber der Schnee erschuf, gab er diesem keine Farbe. Er sagte nur: "Geh hin und suche dir eine Farbe aus. Du frisst ja sowieso alles!"
Also ging der Schnee zum Gras und sagte: "Gibst du mir deine grüne Farbe?" Aber das Gras wollte nicht. Also ging er zur Rose und bat sie um ihr rotes Kleid, aber auch sie weigerte sich, ihre
Farbe zu teilen.
So ging es auch mit dem Veilchen, das sein wunderschönes blau für sich alleine behalten wollte. Und auch die Sonneblume wollte ihr goldenes Gelb nicht an den Schnee verschwenden.
Betrübt ging der Schnee zum weißen Schneeglöckchen und jammerte, dass niemand ihm seine Farbe geben wollte. "So geht's mir eben, wie dem Wind", klagte er. "Den halten die Menschen auch für böse,
nur weil ihn niemand sehen kann!"
Das Schneeglöckchen aber sagte: "Wenn dir meine bescheidene Farbe gefällt, kannst du sie von mir aus gerne für dich nehmen!"
Und der Schnee nahm die Farbe und ist seitdem weiß. Aber allen Blumen bleibt er feindlich, bis auf das Schneeglöckchen: ihm tut er nichts zu Leide.
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