Donnerstag, 9. Oktober 2008: Paul Newman 1925 – 2008

Es waren vor allem seine strahlend blauen Augen, die Paul Newman unverwechselbar machten. Mit seinen Blicken, die stets ein wenig introvertiert und gleichzeitig leicht skeptisch wirkten, eroberte er vor über fünfzig Jahren die Leinwände Amerikas – kurze Zeit später kannte ihn dann die ganze Welt. So ist das bis zuletzt geblieben; auch wenn er in seiner letzten Rolle auf den Einsatz seiner vielgepriesenen blauen Augen komplett verzichtete: Im Animationshit Cars aus dem Jahre 2006 lieh er dem Bürgermeister, Arzt und Richter Doc Hudson seine Stimme. Auch sonst wurde ihm die Hysterie um sein blendendes Aussehen (das in seinen frühen Filmen auch immer wieder thematisiert wurde) irgendwann zu viel: Nachdem er von seinen weiblichen Fans regelrecht bedrängt wurde, doch einmal live in diese wunderbaren Augen schauen zu dürfen, nahm er seine Sonnenbrille in der Öffentlichkeit irgendwann einmal gar nicht mehr ab.

Schließlich sei er im Grunde ein sehr scheuer Mensch gewesen, sagte sein Freund Sidney Lumet einmal in einem Interview. Am liebsten spielte er zornige Verlierer (zu Beginn seiner Karriere), liebenswerte Antihelden (zu der Zeit, in der er schon längst ein viel geliebter Weltstar war) und gewiefte Schlitzohren (im Alter). Er war einfach immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort, ihm gelang beinahe alles. Dabei sah es für den späteren Oscar-Preisträger (1987 gewann er den Goldjungen für seine Hauptrolle in Die Farbe des Geldes von Martin Scorsese) zu Beginn seiner Karriere gar nicht danach aus: 1925 in Ohio als Sohn eines Sportartikelkaufmanns und dessen theaterbegeisterten Frau geboren, wäre aus dem jungen Paul während des Zweiten Weltkriegs beinahe ein Bomberpilot geworden. Wenn, ja wenn seine wunderbaren Augen das nicht verhindert hätten: Paul Newman war nämlich farbenblind… So verbrachte er drei Jahre als Funker auf einem Torpedoboot im Pazifik – und kehrte als einziger Überlebender seines Geschwaders heim. Später zog es ihn an das legendäre Actor’s Studio, an dem auch so berühmte Leute wie Marlon Brando, Rod Steiger oder James Dean ihr Handwerk lernten.

James Dean war es auch, der ihm die Hauptrolle in Jenseits von Eden wegschnappte – beide hatten sich bei Regisseur Elia Kazan darum beworben. Doch einige Jahre später ging dann auch Newmans Stern in Hollywood auf: Als Box-Champion überzeugte er in Die Hölle ist in mir auf ganzer Linie. Durch sein nuanciertes, stets lässiges Spiel und seine geschickte Rollenauswahl wurde er schon bald mit Filmen wie Die Katze auf dem heißen Blechdach (ICH LIEBE DIESEN FILM), Exodus oder Haie der Großstadt (The Hustler) zu einem der beliebtesten Schauspieler der Traumfabrik. Er arbeitete mit Stars wie Steve McQueen (in Flammendes Inferno), Alfred Hitchcock (der ihn für Der zerrissene Vorhang besetzte) und Robert Redford (mit dem er in den beiden Superhits Der Clou und Butch Cassidy und Sundance Kid spielte). Am liebsten aber stand er mit seiner Frau Joanne Woodward vor der Kamera: Die beiden lernten sich 1953 am Broadway kennen und heirateten 1958. Die Ehe war bis zum Ende seines Lebens glücklich – ein absoluter Ausnahmefall im sonst so treulosen Showgeschäft.

1978 war ein schweres Jahr für den Hollywoodstar, der sich schon früh für die Bürgerrechtsbewegung engagierte und dessen Lebensmittel-Imperium namens Newman’s Own (die berühmte Salatsoße!) bis dato über 200 Millionen Dollar für wohltätige Zwecke erwirtschaftet hat: In diesem Jahr starb sein Sohn Scott an einer Überdosis Heroin. Dreißig Jahre später, am 26. September 2008, folgte ihm sein berühmter Vater: Er erlag im Alter von 83 Jahren in seinem Haus in Conneticut seinem schweren Krebsleiden. In einer seiner letzten großen Filmrollen, dem Gangsterdrama Road to Perdition, spielte er den alternden Mafia-Boss John Rooney. Darin sagt er einmal: „Das ist das Leben, das wir uns ausgesucht haben – das Leben, das wir führen. Es gibt nur eine Garantie: Keiner von uns wird je den Himmel sehen.“ Für seinen Darsteller gilt das nicht: Sein Publikum liebte ihn so bedingungslos, dass es im Paradies gar nicht anders sein kann.

 

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