Für viele ist es die schönste Zeit im Jahr: der Altweibersommer. Es ist eine Wetterlage, auf die immer Verlass ist. Nach eher kühlen, regenreichen Sommern vermag uns der „goldene“ Oktober wieder
versöhnlich zu stimmen. Die Natur präsentiert sich von ihrer schönsten Seite: Bis zu 20 Grad warme Tagestemperaturen, herrliches Licht und rot-gelbe Farbenpracht. Warum dürfen wir diese
wunderbaren Herbsttage jedes Jahr aufs Neue genießen?
Was die Meteorologen sagen
Die Wetterforscher bezeichnen den Spätsommer als „Witterungsregelfall“. Damit meinen sie Wetterlagen, die zu bestimmten Jahreszeiten mit überdurchschnittlicher Wahrscheinlichkeit auftreten. Der
Altweibersommer besucht uns regelmäßig zwischen Mitte/Ende September und Mitte/Ende Oktober, vereinzelt bleibt er bis in den November. Wir verdanken ihn einem stabilen Hochdruckgebiet über
Mitteleuropa, das kühle, klare Nächte mit warmen, windstillen Tagen kombiniert. Es entsteht nahezu jedes Jahr, weil sich im Herbst die Temperaturen von Land und Wasser angleichen.
Woher hat der Altweibersommer seinen Namen?
Die Bezeichnung gibt es seit etwa 1800. Vorher teilten die Menschen die Jahreszeiten nur in Sommer und Winter ein. Den Frühling bezeichneten sie als „jungen Weibersommer“, den Herbst als „alten
Weibersommer“. Doch Vorsicht: Die altdeutsche Herkunft des Wortes „weiben“ hat nichts mit modernem Sprachgebrauch zu tun! Der Begriff stand vielmehr für „weben“, insbesondere das Knüpfen von
Spinnweben. Der Grund: Über dem warmen Boden entwickeln sich tagsüber Aufwinde. Junge Spinnen nutzen sie, um sich an ihren Fäden in die Höhe tragen zu lassen. Mit der seitlichen Luftströmung
schweben sie weiter, um sich ein eigenes Revier oder einen Platz zum Überwintern zu suchen. Nach kühlen Nächten bilden sich Tautröpfchen auf den herumschwebenden Spinnenfäden. Sie glitzern in der
Morgensonne wie silberne Perlen. Oder wie die grau glänzenden Haare alter Frauen – das ist eine Erklärung für den Begriff.
Kurios: Die Altweiber(sommer)klage
Die Klage einer 77 Jahre alten Dame gegen das viel benutzte Wort hatte keinen Erfolg. Sie fühlte sich zweifach beleidigt: zum einen als Frau, zum anderen wegen ihres Alters. Deshalb zog sie gegen
den Deutschen Wetterdienst in Offenbach vor Gericht. Das Gericht schmetterte die Klage ab – und bewies Humor: Es verkündete das Urteil an Weiberfastnacht!
Die Bauernregel der Woche
„Wenn viele Spinnen kriechen, sie schon den Winter riechen.“
Warum verfärben sich im Altweibersommer die Blätter der Bäume so schnell?
Grund für den raschen Farbwechsel der Blätter sind die großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht. Die Bäume spüren, dass der Winter kommt, und werfen ein letztes Mal ihr „Chemielabor“
an: Sie bauen die Chlorophylle, die ihre Blätter grün einfärben und wie ein „Sonnenkollektor“ für die Pflanzenzellen funktionieren, ab. Dadurch kommen andere Stoffe zum Zug: Carotinoide, die die
Blätter gelb färben, und Anthocyane, die für die roten Farbtöne zuständig sind. Die braunen Tönungen entstehen durch wasserlösliche Farbstoffe, die erst nach dem Absterben der Blätter auftreten.
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