Montag, 5. Mai 2008:Kirche & Krieg 5: Das Dilemma der Kirchen

Das Dilemma in den Kirchen, wenn es um Krieg und Frieden geht, besteht darin, dass sie 1) keine eindeutige und klare ethische Grundlage hat, von der aus geurteilt werden kann, 2) sind die Kirchen das Produkt einer geschichtlichen Entwicklung, die zu verschiedenen ideologischen Ausprägungen geführt hat – von der Jesus-Bewegung zu den Staatskirchen und den freien Gemeinschaften, 3) vertreten die Repräsentanten der Kirche politische (!) Forderungen und Feststellungen, die religiös begründet werden, wobei die Gegensätzlichkeit dieses eigentlich aufhebt und unmöglich macht. So erklärte der EKD-Vorsitzende Präses Manfred Kock: „Der Irak ist keine ernsthafte Bedrohung“ (Hörfunksendung am 16.02.2003). Ein Krieg gegen den Irak sei gegen Völkerrecht und sei unmoralisch. George W. Bush dagegen spricht in einer Rede in Nashville (DER SPIEGEL 8/2003) von seinen „im Glauben wurzelnden Initiativen“: „Gott hat uns aufgerufen, unser Land zu verteidigen und die Welt zum Frieden zu führen.“ Saddam Hussein verkündet nach dem Angriff auf sein Land: „Wir werden mit Gottes Hilfe siegen!“ Politische Forderungen, die religiös begründet werden, letztlich aber keine ethische Grundlage haben, was das Schaffen von Frieden angeht! Welcher Frieden soll eigentlich wie geschaffen werden? So müsste man Präses Kock und George W. Bush, auch als Mitglied der Methodistischen US-Kirche, fragen. Es klingt so kirchlich, wenn man nein zum Krieg sagt. Aber das ist noch längst kein wirklicher Beitrag zum Frieden, wenn man ihn schaffen oder erhalten will. Konkret: Was bedeutet „Frieden“ für den Irak? Die Kirchen haben sich verfranzt in einem ethischen Dilemma.
Und auch ich bin unschlüssig, wie ich 5 Jahre später den Irak-Krieg bewerten soll. War es richtig, Saddam Hussein zu entmachten? Ja. aber war dieser Krieg, so ausgeführt, die richtige Maßnahme? Und wie könnte man endlich Frieden schaffen im Irak? Die Kirchen haben offensichtlich keine Antworten - und ich auch nicht..

 

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