»So ist denn alles/was ihr Sünde, Zerstörung, kurz: das Böse nennt/mein eigentliches Element« verrät der diabolische Mephisto in Goethes Meisterwerk »Faust«. Der Dichterfürst des 18. Jahrhunderts schuf den Vertreter des Bösen als ein verführerisches Wesen, dessen teuflische Fratze nur manchmal hervorblitzt. Das schillernde und faszinierende des Teufels ist es auch, was die Menschen schon immer in seinen Bann gezogen hat.
Der Teufel ist allgegenwärtig, auch auf der Haut. Das zeigte mir mein gestriger Blick durch das Schaufenster eines Tattoo-Studios. Abstoßende Fratzen mit fletschenden Zähnen und furchteinflößendem Blick zeigen das Grauen aus der Hölle. Frivole New School-Teufel mit flammend roter Haut, Rockabilly-Frisur, Spitzbärtchen und mokantem Grinsen verkörpern die Lust am Sündigen und Verruchten. Dann gibt es noch die grinsenden kleinen Teufelchen mit Dreizack, dickliche, knallrote Wesen mit Kindchenschema. Die zuletzt erwähnten erfüllen sicherlich nicht den Zweck, Assoziationen mit Höllenfeuer und –qualen hervorzurufen, sondern sind als neckische, freche Tattoo-Kobolde gedacht. Und es gibt noch weitere Varianten des Teufel-Tattoos: die Teufelin, ein behörntes, beschwänztes Pin-Up, das offenherzig seine sexuellen Reize präsentiert. Die Teufelin steht für Verführung, Sex und den Spaß daran.
Der gefallene Engel
In der christlichen Mythologie spielt der Teufel eine bedeutende Rolle: Der Widersacher Gottes ist Versucher Jesu, Zerstörer, Verursacher von Krankheiten, Verfolger der Gläubigen, Beeinflusser des Judas und Herr über ein eigenes Reich. Dabei war Luzifer zunächst einer der Erzengel Gottes. Als er sich gegen seinen Herrn auflehnte, wurde er aus dem Himmel verstoßen. Auch in der Offenbarung des Johannes ist Satan eine zentrale Figur: »Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt und er wurde auf die Erde geworfen und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen.”
Der Teufel im Mittelalter
Im Mittelalter wurde der Teufel gern zur Einschüchterung des Volkes instrumentalisiert. Wer nicht mit der Kirche paktierte, stand schnell mit Satan im Bunde, dessen oberstes Ziel die Jagd auf die
Seelen der Menschen sei. Der Theologe Thomas von Aquin brachte zudem die Ansicht auf, daß der Teufel mit Frauen und Mädchen sexuell verkehren könne. Diese Lehre bereitete später bei den
Hexenprozessen tausenden Frauen ein qualvolles Ende.
In der Malerei und Bildhauerkunst erlebten Teufel- und Höllenszenen im Mittelalter wahre Blütezeiten. Diese Bilder sollten auf das Volk, das nicht lesen und schreiben konnte, furchteinflößend
wirken. Beim Betrachten der Höllen- und Teufelszenarien, die vor allem auf großformatiger europäischer Tafelmalerei (13. bis 16. Jahrhundert) zu finden ist, fällt einem immer wieder die
künstlerische Experimentierfreudigkeit der Maler auf. Sie müssen an dem Kreieren phantasievoller Horrorgeschöpfe ihre wahre Freude gehabt haben (ein Themenbereich, der nicht so strengen
Reglementierungen unterworfen war wie den meisten anderen, hier konnten die Maler künstlerische Freiheit ausleben). Besonders der niederländische Maler Hieronymus Bosch erkor die Hölle und ihre
Kreaturen zu seinen Lieblingsthemen. Wesen mit haarigen Schwänzen, langen Zähnen oder halb mit Tieren verschmolzen bemächtigen sich des Körpers und der Seelen der Verdammten, um ihnen höllische
Qualen zuzufügen.
Teuflische Merkmale
Die körperlichen Eigenheiten des Teufels haben verschiedene Ursprünge. Seine Attribute stammen zum Teil von dem etruskischen Unterweltsdämon Charu: eine Nase, die an einen Geierschnabel erinnert, spitze Tierohren, Flügel, hauerartige Zähne. Dazu kommen körperliche Eigenschaften des Bockes, wie Hörner, Bocksbeine und Bocksschwanz, die auch der griechische Naturgott Pan hat.
Rebellion, Sünde und Frivolität
Der Teufel als Symbol auf der Haut, ob klassisch umgesetzt oder in seinen verschiedenen Variationen, hat immer rebellischen Charakter. So wie der Engel Gottes, der sich gegen ihn auflehnte und verstoßen wurde. Weiterhin symbolisiert der Teufel das Verlangen nach Macht, dunkle Seiten und sündige Gedanken, die auch Teil des Menschen sind. In verniedlichter Form können kleine Teufelchen durchaus positiv verstanden werden: sie stehen für Frechheit, Frivolität und einen eigenen Kopf.
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