Deutsche Panzer und Kampfflugzeuge tragen seit dem Ersten Weltkrieg das Zeichen des Kreuzes. Ihnen ist das Eiserne Kreuz aufgezeichnet worden, das Symbol der deutschen militärischen Auszeichnung,
die Friedrich Wilhelm III. von Preußen für die Dauer des Krieges gestiftet hatte. Es wurde 1870, 1914 und 1939 erneuert. Es darf auch heute noch in Deutschland getragen werden, allerdings ohne
Hakenkreuz. Es kennzeichnet heute Panzer, Militärfahrzeuge und Flugzeuge der Bundeswehr – eine denkwürdige Tradition! Sie begann übrigens genau am 28. Oktober 312 nach Christi Geburt. Das ist ein
wichtiges Datum, was die Geschichte des Abendlandes angeht. Konstantin, später der Große genannt, stand mit seinem Heer vor Rom. Es kam zu einer Schlacht an der Milvischen Brücke mit seinem
Rivalen Maxentius, dem Beherrscher Roms. Der verlor die Schlacht und ertrank im Tiber. Schlachten dieser Art hat es viele gegeben. Das Besondere war bei dieser, dass Konstantin vor der Schlacht
das Kreuzeszeichen auf die Schilde des Soldaten malen ließ. Eusebius berichtet in seiner Vita Constantini (um 325), Konstantin und sein ganzes Heer hätten am Himmel ein leuchtendes Kreuz gesehen,
darüber die Worte „In diesem Zeichen siege!“ Konstantin schrieb den Sieg der Hilfe des Christengottes zu – Konstantin hat die römische Politik in die Bahn gelenkt, die zum Staatskirchentum
führte. Wirkungsgeschichtlich zeigt das Eiserne Kreuz auf deutschen Panzern letztlich abendländische Kontinuität, auch wenn es eine ganz andere Bedeutung heute hat.
Vor Konstantin durfte im römischen Reich kein Christ Soldat sein, nach Konstantin wurden die Kriegsdienstverweigerer von den Gottesdiensten ausgeschlossen, weil Soldat sein und die Teilnahme an
kriegerischen Auseinandersetzungen jetzt Gottesdienst waren. Kämpfen war zur Christenpflicht geworden. Konstantins Politik hat eine große Wende in der Kirchengeschichte bewirkt – vielleicht haben
sich die christlichen Kirchen bis heute noch nicht davon erholt und befreit.
Es begann eine Auseinandersetzung um die Berechtigung der Kriegsführung in der Entwicklung der Lehre vom „gerechten Krieg“. Schon der römische Philosoph Marcus Tullius Cicero (+ 43 v. Chr.) hatte
sich darüber Gedanken gemacht. Der Kirchenlehrer Augustinus (+ 430) gilt als der Urheber der christlichen Lehre von „bellum justum“. Krieg führen ist nach ihm und später nach Thomas von Aquin (+
1274) für den Christen nur erlaubt, wenn er 1) von einer legitimen Autorität angeordnet ist, 2) wenn er wegen einer gerechten Sache geführt wird und den Frieden als Ziel hat, 3) wenn er sich
gegen begangenes Unrecht richtet, also kein Präventivkrieg ist, 4) wenn angemessene Mittel eingesetzt werden und Unschuldige nicht mit einbezieht, 5) wenn er mit Aussicht auf Erfolg geführt wird.
Augustinus konstruiert allerdings auch eine Argumentation, die den Krieg zur Missionierung erlaubt. Martin Luther (+ 1546) steht im 16. Jahrhundert in dieser Tradition, als er den Kriegsleuten
sagte, dass sie im „seligen Stande“ sein können, wenn sie Krieg führen. Er legitimiert ausdrücklich den sehr grausamen Krieg gegen die aufrührerischen Bauern. „So muss man auch dem Kriegs- und
Schwertdienst mit männlichen Augen zusehen, warum er so würgt und gräulich tut, so wird sichs von selbst erweisen, dass er ein an sich selbst göttlicher Dienst ist, der Welt so nötig und
nützlich, wie Essen und Trinken.“ Die Lehre vom „gerechten Krieg“ hatte eine konträre Wirkungsgeschichte: Zunächst sollte sie Kriege verhindern und eindämmen, sie wurde aber weithin dazu benutzt,
Kriege zu rechtfertigen, zu legitimieren. Aus der Jesus-Bewegung, wie sie im Neuen Testament dokumentiert ist mit Feindesliebe, dem Verbot der Rache und des Zurückschlagens, mit der Seligpreisung
derer, die Frieden schaffen, also mit pazifistischen Grundzügen, war eine Staatsreligion geworden, die staatliche Gewalt einsetzt – Fürst Bismarck und Bundeskanzler Helmut Schmidt haben erklärt,
dass man mit der Bergpredigt nicht regieren kann.
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