Emil Novotny war seit frühester Jugend Ausrufer im wiederhergestellten Wiener Prater. Nun, mit bald 70 Jahren, war seine einst wohltönende Stimme nur noch ein heiseres Krächzen.
Mit Rücksicht auf frühere Verdienste vor den Buden und olympische Höchstleistungen privater Natur nach der Polizeistunde beschäftigte ihn Frau Chladahl, geborene Pospisil, aber weiter: Er durfte
beim restaurierten Riesenrad an den Verschlägen hinter den Kassen stehen und Eintrittskarten kontrollieren.
Emil Novotny erschien jeden Tag um 16 Uhr, eine alte, abgegriffene Schultasche mit seinem Pausenbrot (meist Schmalz) und einer Thermoskanne voll Tee, unter dem einen Arm, der ihm nach einer
Messerstecherei noch geblieben war, ein Souvenir aus einer Zeit, in der er noch jemand war, in der er noch Stuten laufen hatte, darunter das seinerzeitige Fräulein Pospisil. Diese Schultasche
stand immer neben ihm, auch an dem Tag, an dem kein Brot darin war.
Um 20 Uhr 30 zündete er die Bombe.
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