Wenn man wie ich auf einem Friedhof arbeitet, ist der Gedanke an den Tod, die eigene Sterblichkeit logischerweise nicht weit. So geht man von Grabstein zu Grabstein, liest die einem nichts
sagenden Namen, schaut, wie alt der- oder diejenige geworden ist, in welchem Zustand das Grab ist, ob es überhaupt noch gepflegt wird oder ob es von Efeu bedeckt ist. Oft ist in letzterem Fall
auch kein Stein mehr zu entdecken. Und dann, so denke ich, ist man wirklich tot - wenn sich niemand mehr an einen erinnert. Denn solange da noch jemand ist, ist man als GEDANKE, als BILD, als
ERINNERUNG noch existent. Darum sind Künstler, große Denker unsterblich - weil man sie ERINNERT.
Und ist es nicht das, was wir alle wollen? Auf diese Weise unsterblich sein? Zeugen wir nicht deshalb Kinder, biologische oder geistige, bauen wir (wenn wir es vermögen) nicht deshalb Imperien,
seien es nun wirtschaftliche oder politische? Weil wir eingehen wollen in das Gedächtnis möglichst vieler? Wie jene Götter, die desto mächtiger, je mehr Gläubige sie haben, und die vergehen, wenn
sie vergessen werden?
Kommentar schreiben